Abschied nach 39 Jahren Kommunalpolitik

Stephan Godejohann scheidet aus der Bezirksvertretung Schildesche aus

So lange waren in Bielefeld nur wenige in der Kommunalpolitik aktiv: Nach 39-jährigem ehrenamtlichen Engagement schied am 1.Juni Stephan Godejohann aus gesundheitlichen Gründen aus der Bezirksvertretung Schildesche aus.

Der aus Sassenberg stammende Godejohann war als junger Student der Sonderpädagogik nach Bielefeld gekommen.  Als angehender Sonderschullehrer trat er 1979 bei den GRÜNEN ein und wurde 1984 in die Bezirksvertretung Brackwede gewählt, der er knapp fünf  Jahre angehörte. Nachdem er mit  seiner Familie nach Gellershagen umgezogen war, kandidierte er dort für die Bezirksvertretung und gehörte ihr ununterbrochen von 1989 bis 2023 an, davon 20 Jahre als Fraktionsvorsitzender.  „Das war eine hoch interessante Zeit, in der ich viel gelernt habe. Ich wollte an der Basis mitgestalten und habe das gerne gemacht, auch wenn es nicht immer Spaß gemacht hat. Aber ich habe es immer als sinnvoll erlebt,“  blickt Godejohann zurück. „Es ist uns auch nicht alles gelungen: Dass die Planungen für die Stadtbahn-Verlängerung nach Theesen und Jöllenbeck in den frühen 2000er Jahren abgebrochen wurden, halte ich für einen schweren Fehler. Und bis heute glaube ich, dass ein Neu- oder Umbau der Martin-Niemöller-Gesamtschule auch bei laufendem Betrieb auf dem großen Schulgrundstück an der Apfelstraße möglich gewesen wäre. Aber leider haben wir Schildescher dafür keine Mehrheit im Rat bekommen.“  Besonders genervt hat ihn, dass viele Vorhaben in der Kommune so unendlich lange benötigen, wie zum Beispiel die Bebauung des alten Schildescher Marktplatzes an der Beckhausstraße: „Seit 2016 zieht sich das hin. Das ist doch zum Verrückt-Werden!“ Oder Maßnahmen zur Verringerung des Straßenlärms an der meistbefahrenen Straße in Schildesche, der Engerschen Straße: „Seit nunmehr zweieinhalb Jahren warten wir auf eine Entscheidung der Verwaltung. Das macht mürbe!“

Als Erfolge erinnert er sich an viele kleine Verbesserungen, die für die Bürgerinnen und Bürger in Schildesche erreicht wurden und oft auch aus der Bürgerschaft angeregt worden waren: Hier ein neues Spielgerät im Park, dort ein neuer Fußgängerüberweg oder eine verkehrsberuhigte Zone – und, nicht zuletzt, die Anschaffung von drei öffentlichen Bücherschränken in Schildesche, für die er sich besonders engagierte und sie auch, wenn es nötig war, persönlich reparierte.  Als besonderen Erfolg wertet Godejohann, dass der Bau des sog. Untersees in der Johannisbach-Aue  verhindert und die Aue als Landschaftsschutzgebiet deklariert werden konnte. 

Neben seiner Tätigkeit in der Bezirksvertretung war Stephan Godejohann auch für zwei Legislatur-Perioden Mitglied  im Stadtentwicklungsausschusses (StEA), seit 2020 dann als stellvertretendes Mitglied. Dort galt er als Spezialist für Bebauungspläne – ein eher mühsames Geschäft, das andere ihm gerne überließen.   

„Ich hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht, aber es geht gesundheitlich nicht mehr,“ sagt er bedauernd. „Aber  es war eine gute Zeit – und ich würde es immer wieder so machen.“ Und zum Schluss betont er: „Kommunalpolitisches Engagement an der Basis lohnt sich. Ich kann es jedem empfehlen!“