Über Schildesche

Quelle: Joachim Wibbing, Postkarte „Am Krug“

Die Geschichte von Schildesche reicht weit zurück. Um 785 n. Chr. wird der Sachsenführer Widukind als legendärer und sagenhafter Gründer der Kirche in Schildesche erwähnt. Auch wenn es für diese Aussage keinen historischen Beleg gibt, sicher ist, dass hier im Jahre 939 die adelige, kinderlose Witwe Marswidis ein Frauenkloster auf dem Gelände der heutigen Stiftskirche gründete. So können Sie es auch in der Chronik des Heimatvereins Schildesche nachlesen, die der Bielefelder Historiker Joachim Wibbing zusammengestellt hat.

Der Stadtbezirk Schildesche ist einer von 10 Bezirken der Stadt Bielefeld. Lebten 1832/35 in der Bürgermeisterei Schildesche 9.609 Einwohner, sind es heute rund 42.500 (Dezember 2019). Mit 11 qkm Fläche umfasst er knapp 24 % des Bielefelder Stadtgebietes und ist mit dem angrenzenden Stadtbezirk Mitte so verwachsen, dass die Grenze nur noch auf dem Stadtplan oder anhand der Orientierungsschilder an den Straßen auszumachen ist. Er grenzt nach Westen, Norden und Osten an die Stadtbezirke Dornberg, Jöllenbeck und Heepen.

Der Bezirk entstand 1973 durch die kommunale Neuordnung nach dem „Bielefeld-Gesetz“ und besteht aus den Teilen Schildesche, Sudbrack und Gellershagen, die ihrerseits 1930 zur Stadt Bielefeld eingemeindet wurden.

Während es sich bei Gellershagen und Sudbrack um bäuerliche Siedlungen handelte, hat der Ort Schildesche eine längere Geschichte: Seine Gründung wird auf das Jahr 939 datiert, als die adelige, kinderlose Witwe Marswidis ein Frauenkloster auf dem Gelände der heutigen Stiftskirche gründete, um das sich eine Siedlung bildete.

Struktur
Trotz der überdurchschnittlichen Einwohnerdichte von 3875 Einwohnern pro qkm ist Schildesche ein grüner Stadtbezirk. Dies ist vor allem den „Grünzügen“ zu verdanken. Dies sind langgestreckte Parkanlagen, die ab 1947 nach einem Konzept des damaligen Bielefelder Gartenbaudirektors Dr. Hans-Ulrich Schmidt angelegt wurden. Auf dem „Dr.-Schmidt-Weg“, einem 9 km langen Wanderweg von der Schildescher Stadtbahnendstation zur Bielefelder Sparrenburg, kann man die Grünzüge zu Fuß erleben. Landwirtschaftliche Flächen hat Schildesche als einziger Bielefelder Bezirk nicht.

Seit 1982 gibt es in Schildesche den 20 ha großen „Obersee der Johannistalsperre“, der sich seitdem zum beliebten Erholungsziel für alle Bielefelder entwickelt hat. Auch zahlreiche Vogelarten, darunter vorher in Bielefeld nicht heimische wie der Haubentaucher oder die Reiherente, leben und brüten hier. Der See wird von den Schildeschern ihrem Ort zugerechnet, auch wenn durch seine Mitte, dem ursprünglichen Verlauf des Johannisbachs, die Bezirksgrenze zu Jöllenbeck verläuft.

Einen Eindruck vom Bezirk kann man auf einer ca. 15 km langen Radtour (hier herunterladen) bekommen, die von den Schildescher Grünen 2019 erarbeitet wurde. Ausgeschildert ist die Tour nicht.

Wirtschaft, Schule und Verkehr
Die Wirtschaft im Bezirk ist vor allem durch kleine Gewerbebetriebe geprägt. Es gibt zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten sowie Cafés und Restaurants.

Im Bezirk befindet sich Bielefelds erste Gesamtschule, eine Sekundarschule, eine Hauptschule, fünf Grundschulen, zwei Förderschulen, das private Gymnasium Marienschule der Ursulinen, eine Waldorfschule und die Universität mit den als Schulversuch der Reformpädagogik der siebziger Jahre gegründeten Laborschule und dem Oberstufenkolleg.

Aufgrund seiner Lage zwischen Innenstadt und Außenbezirken führen mit Werther-, Jöllenbecker und Engerscher Straße drei große Straßenzüge durch den Bezirk. Ebenso gibt es Stadtbahnlinien zur Universität, nach Gellershagen und Schildesche. Eine Verlängerung der Gellershagener Stadtbahnlinie nach Jöllenbeck, deren heutige Endhaltestelle fälschlicherweise „Babenhausen Süd“ heißt, ist seit langem im Gespräch bzw. in der Planung, konnte aufgrund fehlender politischer Mehrheiten aber bislang nicht umgesetzt werden.

Wichtige Bauwerke
Wichtigstes Bauwerk im Bezirk ist das 1976 fertig gestellte Gebäude der Universität, das im Süden von Gellershagen auf dem Gelände des Bauern Voltmann entstand. Es ist eine „Ein-Gebäude-Universität“, die alle Fakultäten, Hörsäle, Mensa und ein Hallenbad in einem Gebäude mit 6,2 ha Grundfläche in sich vereint. In seiner Mitte befindet sich eine große Halle mit zahlreichen Geschäften. Das für seine Funktionalität gerühmte Bauwerk steht allerdings bis heute wegen seines „ästhetischen Minimalismus“ in der Kritik. Östlich der Universität entstand die Siedlung Bültmannshof und damit quasi ein neuer Stadtteil. 

Ein Wahrzeichen Schildesches ist die Stiftskirche, eine kreuzförmige Saalkirche aus dem 13. Jahrhundert mit einem Schnitzaltar aus dem Jahre 1501. Um den Kirchplatz herum befinden sich im Halbkreis angeordnete historische Häuser – meist Fachwerkhäuser. Diese historische Struktur eines Ortskerns ist in Bielefeld nur noch hier erhalten. Im Wappen des Bezirks ist der der 360 m lange Schildescher Viadukt zu sehen, der die Bahnstrecke Hamm – Minden auf 360 m über das Johannisbachtal führt und die Grenze zum Stadtbezirk Heepen markiert. Wegen der Zerstörung im zweiten Weltkrieg sind von den urspünglich 28 Bögen nur noch 13 vorhanden. Der Mittelteil besteht aus Spannbetonbrücken, was dem Bauwerk nun sein charakteristisches Aussehen verleiht. Aufgrund des Höhenunterschiedes der Personen- und der Güterzugstrecke besteht er in Wirklichkeit aus zwei Viadukten nebeneinander.

Ortsnamen
Während sich Sudbrack mit „südliches Brachland“ übersetzen lässt und Gellershagen eine Hagensiedlung im Waldgebiet „Limbergischer Wellen“ ist – also eine durch Rodung eines Waldes entstandene Siedlung – gibt es für den Namen „Schildesche“ keine schlüssige Erklärung. Der Ort wurde bereits bei seiner Gründung als „Schildesche“ oder „Schildecense“ bezeichnet. Auf einen Baum (Esche) ist die Bezeichnung nicht zurück zu führen. Bei der Aussprache mögen Ortsfremde unbedingt beachten, dass die Betonung ausschließlich auf der ersten Silbe liegt und eine kurze Pause nach dem „l“ – also „Schil-desche“ – und nicht etwa nach dem „d“ eingefügt wird. Den Begriff „Schild-esche“ kann kein Schildescher einem Ort zuordnen. Dann lieber das plattdeutsche „Schildske“ benutzen.

Quellen: www.bielefeld.de, Wikipedia, Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld


Radtour-Schildesche als Download